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Zu Beginn der 60er Jahre fehlt in deutschen Druckereien eine Buchschrift, die sowohl auf Linotype- als auch auf Monotype-Setzmaschinen läuft, sowie für den Handsatz geeignet ist. Walter Cunz von der Stempelschen Gießerei beauftragt den Typografen Jan Tschichold mit dem Entwurf einer Antiqua in der Tradition Claude Garamonds, die den Forderungen des modernen Buchdrucks entspricht.
Tschichold lagen Original-Druckmuster der Konrad-Berner-Gießerei (Nachfahren von Jacques Sabon) aus dem Jahre 1592 vor (siehe: Garamond, S. 5). Er bügelte nicht nur typische Unschönheiten aus, wie kollidierende Unterlänge oder Klecksbildungen, sondern interpretierte Garamonds Vorlagen zeitgemäß neu.
Für den Kursivschnitt wählt er, wie viele Garamond-Schneider, eine Type des Zeitgenossen Robert Granjon als Vorlage, die er ebenfalls bei Berner findet. Mit Sabon erhält die Schrift den Namen jenes Mannes, der nach dem Tode Claude Garamonds seinen Nachlaß aufkaufte, mit dem Werkzeug nach Frankfurt zog, und damit die elegante französische Renaissance-Antiqua in die deutsche Druckerzunft einführt.

Schriftentwurf der Sabon-Antiqua von Jan Tschichold, 1965 (Foto:Ronald Schmets, D. Stempel AG, Frankfurt am Main)