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Für die drei Schriften des Chalet-Font-Pakets – Spielarten berühmter Klassiker wie Helvetica, Futura und Avant Garde – erfinden House Industries eine Entstehungsgeschichte um einen fiktiven Designer namens René Albert Chalet.

Er soll in den 40er Jahren sein Geld mit Mode verdient haben, nebenbei schuf er ein paar Schriften. House führt die Designwelt aufs Glatteis, indem sie ihr Unwissenheit und Ignoranz gegenüber der eigenen Geschichte vorwerfen.

Das Märchen wird so überzeugend inszeniert, zum Beispiel mit Zitaten prominenter Designer, dass viele die Geschichte glauben. Zeitschriften stellen die Chalet-Schriften inklusive ihrer  Entstehungsgeschichte vor, ohne zu ahnen, dass sie frei erfunden ist. Sonderbare »Fakten« werden nicht in Frage gestellt, zum Beispiel dass Chalet 13 Jahre vor Helvetica erschienen sein soll und damit Helvetica zur Kopie deklariert. 

Chalet Comprimè: Viel Information auf wenig Raum, und das in der gewohnten Eleganz und Charakterstärke der Ur-Version.

Es gibt auch Kritik. Rudy Vanderlans von Emigre hält überhaupt nichts von diesem Coup: »Man kann den Menschen alles über das Entstehen einer Schrift erzählen, weil diese Disziplin weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet.« Er wünscht sich, House Industries hätten den wirklichen Vätern von Chalet – Helvetica und Futura – genauso viel Respekt erwiesen wie Big Daddy Roth (Rat Fink Fonts) oder Ed Benguiat.
Dem Erfolg von Chalet tat die Inszenierung keinen Abbruch, ganz im Gegenteil. Binnen weniger Wochen ist das Schriftpaket weltbekannt.