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»Adieu Helvetica« lautet Ende 1984 das Fazit von Sedley Place Design, als man Hunderte von Bundespost-Drucksachen gesichtet hat, die mit echten und falschen Helveticas produziert sind. Die Berliner tüfteln gerade am neuen Corporate Design von Europas größtem Arbeitgeber (500.000 Angestellte). Eine zweckmäßige Schrift muss her, belastbar, ökonomisch und unverwechselbar. Doch woher nehmen, wenn nicht neu entwerfen?
Erik Spiekermann übersetzt die Anforderungen für die neue Schrift: robuste Zeichen, unterscheidbar, schmallaufend, technisch aktuell und verfügbar. Das Ergebnis ist die serifenlose Linear-Antiqua »PT 55«, die bald in den Schnitten Regular, Italic und Bold mit Ikarus digitalisiert wird, so dass sie theoretisch binnen weniger Wochen auf alle Satzmaschinen verfügbar sein kann.
Nach langen Diskussionen entscheidet sich die Post 1986 für die Beibehaltung ihrer Helveticas als Hausschrift. Zurück an Start und neu lesen ...

Die ersten Entwürfe der späteren Meta Normal und Bold 1985

1991 wird PT mit dem Programm Ikarus M auf einen Macintosh digitalisiert und im selben Jahr als FF Meta veröffentlicht. Die Abbildung zeigt die Ikarus-Stützpunkte für die spätere Digitalisierung der »Postschrift«, vom Entwerfer in die Papierskizze eingetragen.

Heute kann man resümieren, dass FF Meta der Auslöser für den weltweiten Run nach »alternativen« Grotesks war: mit Mediävalziffern, Kapitälchen, vielen Ligaturen, Pfeil und Bogen. Solche Leckerbissen hatten zuvor weder Syntax, noch Polo, noch Letter Gothic ... die heimlichen Vorbilder vieler Schriftentwerfer Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre. Auch ITC Officina (Platz 8) ist auf Meta aufgebaut, ganz zu schweigen von FF Unit, Amplitude, FF Fago und einige mehr.