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Der Brief, den Hermann Zapf Anfang 1994 aus Palo Alto erhält, verheißt nichts Gutes: »Meine Freundin hat mich verlassen. Ich habe kein Interesse mehr an Schriften. Ich muss ein neues Leben beginnen.«

Der Zapfino-Buchstabe b als Tattoo: mit dem Programm Kaleidotype verfünffacht und zur Rosette geformt (Abb: Buttgereit und Heidenreich)

Zapf macht sich Sorgen um den 29-jähigen David Siegel. Erst als dieser drei Jahre später sein Buch »Secrets of Successful Web Sites« schickt, ist er beruhigt.
Fast 12 Monate bastelten Zapf und Siegel an einer Vorversion der Schrift Zapfino. Siegel hat 1993 an der Stanford-Universität die Idee für ein Chaos-Programm aufgeschnappt, das aus einem großen Vorrat von Zeichenformen ein lebendiges, menschliches Schriftbild generieren soll. Hierfür griff Zapf auf eine Script aus dem Jahr 1944 zurück. Kurz vor Vollendung des Projektes dann dieser Brief ...

Die verbundene Zapfino war eine ästhetisch und technische Bereicherung der Script-Angebots, mit Ligaturen, Alternativformen und vielen Illustrationen

1998 Jahre erinnert sich Zapf wieder an die Experimente, als er bei Linotype eine Präsentation mit intelligenten TrueType-GX-Schriften sieht, die Zeichen modulieren könnten. Aus GX wird später AAT (Apple Advanced Typography), ein Komponente des Mac-OS-X-Betriebssystems, der die raffinierte Zapfino beigelegt wird. Heute verrichtet sie ihren Dienst – plattformübergreifend und erweitert – per OpenType-Technik.