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An 3. Oktober 1950 mustert ein Besucher die 276 Grabsteine der Franziskanerkirche Santa-Croce in Florenz mit anderen Augen als die übrigen Touristen. Die großen Namen Michelangelo, Rossini, Galilei oder Machivelli faszinieren ihn viel weniger als die in Stein gemeißelte Schriftvielfalt. Weil er seinen Notizblock im Hotel vergessen hat, hält Hermann Zapf einige Buchstaben auf einem 1000-Lire-Schein fest.

Die Grundidee für seine Optima hielt Hermann Zapf 1950 in Florenz auf einem 1000-Lire-Schein fest (Abb: Linotype)

Wieder zu Hause in Frankfurt sind die Notizen der Durchbruch in einem Schriftprojekt, mit dem Zapf von der Gießerei Stempel beauftragt wurde: das Entwerfen einer Gebrauchsschrift zwischen Grotesk und Renaissance-Antiqua. 1952 waren nach sorgfältigen Lesbarkeitsstudien die Reinzeichnungen fertiggestellt, August Rosenberger schneidet die Schrift, die zwei Jahre später unter dem Namen Optima auf den Markt kommt.
Ihr ebenso filigranes wie klares Schriftbild war ein Novum und machte sie zum Liebling der Werbegestaltung, vor allem für Düfte und Luxusgüter. 50 Jahre nach ihrer Premiere erfuhr die Schrift eine komplette Überarbeitung unter der Bezeichnung Optima Nova. Ohne technische Einschränkungen und Kompromisse schufen Hermann Zapf und Akira Kobayashi eine Großfamilie, endlich mit echter Kursiver, Kapitälchen, Mediävalziffern und einer Titelsatz-Schrift mit raffinierten Ligaturen.