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Es war ein wunderbarer Altweibersommer 1991. Kurz nach 16:00 Uhr biegt das Motorrad von der Leutkircher Landstraße in den idyllischen Rotisweg ab. Es sind nur wenige Kurven, bis zum Haus von Inge Aicher-Scholl, der Schwester von Hans und Sophie Scholl. Ihr Mann widmet sich im Vorgarten gerade dem Rasen, als die Maschine in der letzten Kurve vom Weg abkommt. Sie erfasst den weltberühmten Designer. Sechs Tage später erliegt Otl Aicher seinen schweren Verletzungen.

Drei Jahre zuvor schuf er sein bekanntestes Werk, die Hybrid-Schrift Rotis, benannt nach seinem Wohnort. Das Besondere der Schriftfamilie waren die bis dato unbekannten Varianten Semi-Antiqua und Semi-Grotesk, sowie eigenwillige Einzelformen, zum Beispiel das gemeine e und c. Dem Siegeszug der Schrift schadete ihre »Ecken und Kanten« nicht, ganz im Gegenteil: Sie hat bis heute glühende Verehrer. 2009 erschien die Familie erstmals mit griechischem und kyrillischem Zeichensatz.

Titel des Standardwerks »Typographie«, jüngst als Reprint bei Hermann Schmidt (Mainz) erschienen

Auch wer den typografischen Standpunkten von Otl Aicher kritisch gegenüber steht muss anerkennen, dass er wie kein anderer die Auseinandersetzung mit der Typografie vorangetrieben hat. Seine Buch zur Schrift Rotis (»Typographie«) wurde jüngst als Reprint wiederveröffentlicht.

Aicher überprüft die Reinzeichnung seiner Schrift Rotis Sans (Foto: Agfa)

Ein letzter prüfender Blick auf die Film-Probeabzüge der Rotis (Foto: Agfa)